Alle Beiträge von Sven Brandt

„Kirche mal anders“ : Friedhofswanderung in Nordhastedt

Als Treffpunkt ist das Gemeindehaus angegeben. 18 Frauen und Männer finden sich pünktlich ein. Thomas Giesenhagen, Leiter der VHS Nordhastedt, beginnt seine Ausführungen vor dem Eingang der Kirche und alle lauschen gespannt. Wir erfahren viel über die Kirchen- und Nordhastedter Geschichte und staunen. Herrn Giesenhagen ist voll in seinem Element und es macht Spaß, ihm zuzuhören. Z.B. erzählt er, dass die kirchliche Verbindung zwischen Nordhastedt und Süderholm schon sehr weit in die Vergangenheit reicht. Außerdem gibt es Interessantes über den einstigen Friedhof rund um die Kirche zu berichten. Diese ist 1741 fast vollständig abgebrannt und wurde erst 40 Jahren später wieder aufgebaut.

Danach wandert die Gruppe zum heutigen Friedhof. Hier lernen wir unter anderem die Geschichte des Gedenksteines des holsteinischen Bischofs Heinrich Koopmann (1814-1871) in der Friedhofsmitte kennen, bevor wir uns auf mit den Weg nach Westerwohld machen. 

Dort gibt es einen kurzen Zwischenstopp bei einer alten Villa mit einer ebenfalls interessanten Geschichte. Weiter geht es zum Waldfriedhof der Familie Lindemann/Kruse. Hier befindet sich auch die Grabstätte des Künstlers Wenzel Hablik.

Über Osterwohld gelangen wir anschließend zum Waldfriedhof der Familie Claßen. Herr Giesenhagen berichtet über die Geschichte des Bauerntums. Besonders verwundert sind wir, als wir erfahren, dass die Inschrift eines großen gravierten Steines seinen Ursprung in der vorislamischen Zeit hat.

Abgeschlossen wird die Wanderung am Waldfriedhof der Kirche. Da zwischen den einzelnen Stationen immer ein gutes Stück Fußmarsch liegt, bleibt allen zwischendurch reichlich Zeit zum Austausch. Als wir nach über dreieinhalb Stunden wieder in Nordhastedt ankommen, sind viele überrascht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich denke, man kann sagen, das diese Wanderung rundum gelungen ist!

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Text und Bilder von Regine Brandt

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Der Zukunftsprozess der Nordkirche

Horizonte5 – Unter diesem Titel hat die Nordkirche einen neuen Reformprozess gestartet.

In der Bibel ist das „wandernde Gottesvolk“ ein zentrales Leitbild für die Kirche. Wie das Volk Israel während seiner Wüstenwanderung, so ist auch die Kirche unterwegs, von Horizont zu Horizont. Sie ist lebendig, nicht statisch. Es gibt Haltepunkte, aber auch immer wieder Aufbruch und Wandel.

Die Kirche ist immer in Veränderung, formulierte es Martin Luther.
Und so eröffnen sich der Kirche beständig neue Horizonte.

Unser neues Info-Portal

Alle Informationen, Ansprechpersonen und Beteiligungsmöglichkeiten finden Sie auch auf unserer neuen Website:

Horizontehoch5.de

Einsatz im Hochwassergebiet: Burger Pastor als Seelsorger in der Eifel

 Veröffentlicht von Jan-Ole Claussen am Donnerstag, 5. August 2021, 15:02 Uhr

Burg – Als die Landesstelle für Psychosoziale Notfallversorgung, angesiedelt im Kieler Innenministerium, den Burger Pastor Hans-Ulrich Seelemann fragte, ob er bereit sei für einen Seelsorge-Einsatz im Hochwassergebiet in Nordrhein-Westfalen, zögerte dieser nicht lange und sagte sofort zu. Schon wenige Tage später befand Seelemann sich mit 700 schleswig-holsteinischen Helfern von THW und Feuerwehr, aber auch mit 14 weiteren Notfallseelorgerinnen und Notfallseelsorgern auf dem Weg in das Katastrophengebiet. Die Aufgabenstellung: Betroffenen und Opfern vor Ort zur Seite stehen, aber auch den Einsatzkräften. Denn für sie können Einsätze – zumal in derlei Extremsituationen – eine enorme Belastung sein. Um die Belange der Helfer weiß Seelemann selbst nur allzu gut: Er ist aktives Mitglied der Feuerwehr Burg sowie Fachwart für Feuerwehrseelsorge im Kreisfeuerwehrverband Dithmarschen.

Uli Seelmann

Was Seelemann vor Ort erlebt und gesehen hat, „übersteigt alles, was einem schon Fernsehbilder eindrucksvoll zu vermitteln versuchen“. Zerstörte Straßen, Häuser und Brücken, Unmengen an Schlamm, Orte ohne Strom, fließend Wasser oder nur eine einzige befahrbare Zufahrtstraße – das war im Hochwassergebiet leider keine Seltenheit. „Fast alle im Team haben vor Ort erst mal kurz gebraucht, um das alles zu realisieren“, so Seelemann, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Bad Neuenahr, in Ahrweiler und in Sinzig gewesen ist, um zu helfen. Einfach unwirklich und gruselig sei die Szenerie gewesen. „Das Hochwasser hat so viel Not und Elend gebracht, das ist unbegreiflich – in vielen Orten ist einfach alles weg, sind Tote und Verletzte zu beklagen, stehen die Menschen vor dem Nichts.“

Wie dort als Pastor helfen? „Wir Seelsorger haben festgestellt, dass es viel Redebedarf gibt, bei den Einwohnern, aber auch bei den Einsatzkräften“, erzählt der Burger Pastor. Viele kleine Gespräche hätten sie geführt, Trost gespendet, Mut zugesprochen, seien für die Menschen einfach dagewesen. „Viele Bewohner realisieren jetzt erst, Wochen nach der Katastrophe, was ihnen widerfahren ist, was da geschehen ist. Erst jetzt kommen sie ein bisschen zur Ruhe, waren vorher mit Trauer, Sorge und Aufräumarbeiten beschäftigt“, so Seelemann. Er hofft daher, dass den Menschen auch in der kommenden Zeit nicht nur finanziell, sondern auch seelsorglich weiterhin geholfen werde, „das ist aus meiner Sicht absolut wichtig“.

Trotz des großen Leids habe er aber auch viel Herzlichkeit, Dankbarkeit und Zusammenhalt erlebt: „In so einer Situation merkt man, dass die Menschen zusammenrücken, sich gegenseitig unterstützen. Da wird hier mal eine Kiste Wasser hingestellt, werden dort Äpfel verteilt und Lebensmittel miteinander geteilt, gibt es unglaubliche Freude über wieder funktionierende Wasserleitungen. Dann sind es oft auch vermeintliche Kleinigkeiten, die eben gerade nicht so selbstverständlich verfügbar sind, wie wir alle es sonst in unserem Alltag kennen.“ Für die Helfer sei es bei aller Anstrengung eine große Freude zu helfen – und der Applaus beispielsweise für den schleswig-holsteinischen Konvoi am Abend auf dem Weg zurück in die Unterkunft in der Sporthalle von Windhagen eine tolle Geste der Einwohner. „Das zeigt, wie wichtig so ein Hilfs- und auch Seelsorgeeinsatz ist.“

Nachdem für Seelemann klar gewesen war, dass es in das Katastrophengebiet geht, habe er sich nochmals vorbereitet, erzählt er, habe sich sein erlerntes Handwerkszeug vorgenommen und vor allem versucht, ruhig und entspannt zu bleiben. „Auf dem Weg dorthin gab es natürlich auch mulmige Momente, was uns dort wohl wirklich erwarten würde, aber wir waren ein sehr nettes Team, das sich auch gegenseitig unterstützt hat“, berichtet er. Positiv sei bei den Einsatzkräften aufgenommen worden, dass Seelemann und die anderen Seelsorger auch abends nach dem Einsatz mit ihren lila Westen in der Unterkunft präsent waren und damit stets als Ansprechpartner zur Verfügung standen. „Nach den anstrengenden Tagen sind es manchmal gerade dann die ruhigen Momente vor der Nachtruhe, wo manche und mancher noch etwas loswerden will und Hilfe braucht, das Erlebte zu verarbeiten.“ Er hofft, dass durch diese enge Betreuung und Begleitung insbesondere der Einsatzkräfte auch dort die „großen Krisen“ ausgeblieben sind. „Wenn Seelsorge in einen Einsatz eingebunden ist, ist das sinnvoll und für viele eine echte Hilfe. Wir können ein bisschen stabilisieren und auffangen und lassen die Helfer nicht allein in ihren Gedanken und Emotionen“, stellt Seelemann immer wieder fest – in Katastropheneinsätzen wie diesen, aber auch in den „normalen“ Einsätzen seiner Kameradinnen und Kameraden in Dithmarschen.   

Die Diakonie Deutschland bietet die Möglichkeit, gezielt für die Opfer der Hochwasserkatastrophe zu spenden.

Online geht dies sehr einfach: https://www.diakonie-katastrop…

Oder klassisch per Überweisung:

Evangelische Bank
IBAN: DE68520604100000502502
BIC: GENODEF1EK1

Kirsten Fehrs als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck wiedergewählt

Amtsinhaberin vereint 141 von 145 abgegebenen Stimmen auf sich

Freudestrahlend und überwältigt nahm die frisch wiedergewählte Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs Blumen und Gratulationen des Bischofsrats entgegen
Freudestrahlend und überwältigt nahm die frisch wiedergewählte Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs Blumen und Gratulationen des Bischofsrats entgegen
© Marcelo Hernandez, Nordkirche

05. Juni 2021 von Maren Warnecke

Hamburg. Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat heute Nachmittag (5. Juni) in der Hauptkirche St. Michaelis zu Hamburg Kirsten Fehrs als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche wiedergewählt. Die 59-Jährige erhielt im ersten Wahlgang 141 von 145 Stimmen. 

Notwendig für eine Wiederwahl war eine Zweidrittel-Mehrheit. Die frisch Gewählte zeigte sich überwältigt vom deutlichen Votum für sie: „Ich danke ganz herzlich für Ihr und Euer Vertrauen! Und ich bin so herzlich froh darüber, dass wir uns hoffentlich bald wieder richtig begegnen können.“

Ulrike Hillmann, Präses der Landessynode, gratulierte Kirsten Fehrs zu ihrer Wiederwahl: „Ich freue mich sehr, dass die Synode der Nordkirche Kirsten Fehrs mit großer Zustimmung als Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck wiedergewählt hat. Mit den von Gott geschenkten Gaben und Fähigkeiten ist Kirsten Fehrs ein Segen für den Sprengel Hamburg und Lübeck, die Nordkirche und darüber hinaus!

Präses Hillmann: „Diplomatin im Talar“

Mit der reichhaltigen Erfahrung der zurückliegenden zehn Jahre im bischöflichen Amt und der hohen Anerkennung, die Kirsten Fehrs in diesen Jahren in ihrem Dienst erfahren hat, haben der Sprengel und die Landeskirche für die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen eine hervorragende bischöfliche Persönlichkeit für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

Als Diplomatin im Talar wird es Kirsten Fehrs in der Zukunft weiterhin gelingen, auch bei schwierigen Problemlagen, gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern in Politik und Gesellschaft, gute Lösungen zu finden. Und auch die Kirchengemeinden, Dienste und Werke sowie die Kirchenkreise im Sprengel, haben mit Kirsten Fehrs eine Bischöfin an ihrer Seite, die wertschätzend auf die geleistete Arbeit schaut, mit ihrer fröhlichen Persönlichkeit die Herzen öffnet und das Evangelium voller Freude predigt.

Ich wünsche Kirsten Fehrs und ihrem Mann, dass die kleinen und großen Wünsche für den bischöflichen Dienst, aber auch für das private Leben in Erfüllung gehen. Möge Gott Bischöfin Fehrs auf allen Wegen liebevoll begleiten und behüten!“

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sagte als Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordkirche: „Sehr herzlich gratuliere ich Kirsten Fehrs zu ihrer heutigen Wiederwahl als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck! Der bisherigen und neuen Bischöfin wünsche ich Gottes reichen Segen für ihren vielfältigen  Dienst in der Metropolregion Hamburg bis Lübeck als Seelsorgerin, als kreative Gestalterin und Hoffnungsbotschafterin – im öffentlichen Gespräch und besonders im interreligiösen Dialog.

Ihre heutige, so überzeugende Wahl zeigt, wie gut sie es in den zurückliegenden ersten zehn Jahren ihres Amtes und ihres Dienstes verstanden hat, unsere Kirche hier gut zu leiten, in der Öffentlichkeit zu vertreten, Gottes Wort weiterzugeben und als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck gewinnend und überzeugend das Gesicht der evangelischen Kirche zu sein.

Als Landesbischöfin und auch persönlich freue ich mich deshalb sehr auf unsere weitere und vielfältige Zusammenarbeit in unserer Nordkirche und darüber hinaus. Möge Bischöfin Kisten Fehrs gemeinsam mit ihrem Mann in allem, was kommen wird, von Gottes Geist und seinem Segen gestärkt, ermutigt und bewahrt werden.“

Bischöfin Fehrs: „Gelingender Dialog lebt von Freiheit“

Bischöfin Kirsten Fehrs hatte vor dem Wahlgang die zurückliegenden zehn Jahre ihrer ersten Amtszeit Revue passieren lassen. Über allen Themen und Begegnungen steht für die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck das Stichwort Dialog: „Gelingender Dialog lebt von Freiheit, vom freien Austausch der Gedanken. Er lebt von Suchbewegungen, von Zuneigung und Protest und von der Lust am Unterschied. Er hält aus, dass ihm nicht gleich ein konkretes Projekt entspringen muss, und er hat zugleich einen tiefen inneren Sinn, nämlich jeder Ausweglosigkeit die Stirn zu bieten. Im Dialog findet sich immer etwas an pfingstlerischem Geist, der aufbrechen hilft und pflanzen und lieben.“

Für die neue Amtszeit skizzierte sie den Landessynodalen fünf Zielsetzungen. Den Vertrauensraum Kirche zu stärken oder auch wiederherzustellen ist für Kirsten Fehrs das erste und oberste Themenfeld. Nach dem Missbrauchsskandal in Ahrensburg, dessen Aufarbeitung Kirsten Fehrs mit dem Bischofsamt übernommen hatte, konnte ein fast flächendeckendes System der Präventionsarbeit aufgebaut werden. Ziel sei es dabei vor allem, Schutzkonzepte zu erarbeiten, erinnerte Fehrs. In der Nordkirche wurde ein Präventionsgesetz verabschiedet, das erste in Deutschland.
„Es ist meine tiefe Überzeugung: Dran bleiben am Thema, es gehört vorn auf unsere Agenda, es geht um nichts Geringeres als unser Kirchenverständnis: Eine Kirche, die als Vertrauensraum per se alles dafür zu tun hat, um die Integrität und Würde eines jeden Menschen zu schützen!“, mahnte die Hamburger Bischöfin.

Unter Zielsetzung 2 gehört für sie, dass sich die Kirche von den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen als Kirche herausfordern lasse. Gerade die Corona-Pandemie habe die gesellschaftliche und kirchliche Lage in Deutschland, Europa und der Welt fundamental verändert. „Die Frage steht im Raum: Wer und was trägt auch in Zukunft? Was brauchen die Menschen von uns? Wie gestalten wir Glauben, Gemeinde, Kirche in, mit und für die Gesellschaft?“ Dabei werde es entscheidend darum gehen, dass die Nordkirche in diesem notwendigen Strukturprozess weiterhin die Entwicklungen in der Gesellschaft beobachtet, begleitet, und beeinflusst, so Fehrs weiter.

Kirche positioniere sich dabei aus dem Glauben heraus. „So ist für mich schlechterdings nicht verhandelbar, dass wir Geflüchteten Schutz bieten und Asyl. Und es ist keine Frage, dass die Muttersprache der Kirche die Seelsorge ist. Seelsorge als Zuwendung zu den Einzelnen hat dabei auch eine öffentliche Dimension. Die gehört unbedingt dazu, wenn es darum geht, Zusammenhalt zu fördern. Öffentliche Seelsorge nämlich versteht, was trennt.“

Beim „Aufbruch zu neuen Ufern“  –  Zielsetzung 3 – hat Kirsten Fehrs vor allem die gegenseitige Wahrnehmung und Stärkung von Kirche und Diakonie im Blick. „Die diakonische Wesensäußerung von Kirche in den Gemeinden wieder mehr zu entdecken und zu integrieren und umgekehrt diakonische Einrichtungen in Kontakt zu bringen mit verfasster Kirche – das würde ich als Bischöfin gern weiter aktiv voranbringen.“

Weitere Informationen zur Bischofswahl: https://www.nordkirche.de/portal-der-landessynode

Austausch, Vernetzung und Kommunikation klar zu organisieren gehört zur Zielsetzung 4. „Ich möchte die entstandenen Dialoge weiterführen und mit den unterschiedlichsten Menschen, die sich so nie begegnen würden, Tischgemeinschaften bilden. Etwa beim Kirche-Wirtschaft-Dialog, bei dem Wirtschaftsleute, Gewerkschaftler, Politikerinnen, Geflüchtete, Diakoniker, Pröpstinnen, Young professionals und Handelskammer sich das Brot teilen. Und manche Ansicht. Über die Jahre ist ein weit verzweigtes Netzwerk der Willigen entstanden.“

Ein weiteres Herzensthema ist für die Hamburger Bischöfin Zielsetzung 5: Den lange gewachsenen interreligiösen Dialog in der Stadt Hamburg weiter zu festigen, gerade jetzt in international aufgeheizter Situation. „Vereint gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Für einen Frieden, der mehr meint als Waffenruhe – das muss die Botschaft sein in dieser Zeit.“

In Gemeinschaft Zeichen setzen

Alle 5 Themenfeldern und Zielsetzungen haben dabei eines gemeinsam: „Die besondere Wirkkraft des Bischofsamtes besteht darin, in Gemeinschaft mit anderen Zeichen zu setzen. Und dies dann auch durch meine persönliche Präsenz und klare Rede. Das gute Wort einlegen, mit Entschiedenheit.“ Fehrs weiter: „Christsein heißt immer: in dieser Welt sein. Nicht jen- oder abseitig in Sprache, Kultur, ja Haltung –  sondern diesseitig, nah, direkt, konkret interessiert, ehrlich.“

Kirchenkreis verabschiedet Konzept „2030“

https://kirche-dithmarschen.de/blog/72354/kirchenkreis-verabschiedet-konzept-2030

Veröffentlicht von Jan-Ole Claussen am Samstag, 23. Januar 2021, 15:25 Uhr

Meldorf – Am heutigen Sonnabend (23. Januar 2021) hat die Synode des Kirchenkreises Dithmarschen ihre erste volldigitale Tagung abgehalten. Per Videokonferenz kamen die 77 Synodalen zusammen, nachdem es in den vergangenen Wochen schon einen digitalen Testlauf und eine digitale Vorsynode gegeben hat. „Wir sind mit dem Verlauf und diesem neuen Format sehr zufrieden“, zieht Synodenpräses Sonja Keck ein positives Fazit, „denn die Technik ermöglicht es uns, trotz der Pandemie zusammenzukommen und die Entwicklung unseres Kirchenkreises durch wegweisende Beschlüsse weiter voranzubringen.“ Ein großes Dankeschön gelte in diesem Zusammenhang der IT-Abteilung des Rentamtes, die die Digitalisierung der Synode reibungslos realisiert hat. 

Für Propst Dr. Andreas Crystall ist es ein „Geschenk, dass wir trotz der Kontaktbeschränkungen und angesichts lokaler Sehnsucht nach Gemeinschaft auf diesem Wege beisammen sein können, wenn auch räumlich getrennt“.

Es sei großartig zu sehen, dass ausgerechnet der kleinste Kirchenkreis der Nordkirche diesen Weg konsequent, professionell und zukunftsgewandt gehen könne.  

Inhaltlich haben sich die Synodalen auf ihrer Tagung vor allen mit dem Beteiligungsverfahren „2030“ auseinandergesetzt, welches im Kirchenkreis bereits 2019 angeschoben wurde. Seitdem haben zahlreiche Themenkonferenzen in den sechs Dithmarscher Kirchspielen stattgefunden – heute wurde das Konzept von der Synode beschlossen und kann nun für die Zukunft umgesetzt werden kann.

Mit diesem umfassenden Konzept bis 2030, so Dr. Crystall, werde sich der Kirchenkreis den anstehenden Herausforderungen stellen. Dazu zählen der demografische Wandel, die Mitgliederentwicklung und der Fachkräftemangel, insbesondere auch auf pastoraler Ebene. „Wir stehen vor einer Pensionierungswelle in den Reihen der Pastorinnen und Pastoren. Auch werden uns weniger Gelder zur Verfügung stehen.

Ziel ist es trotzdem, unsere 29 Kirchengemeinden durch strategisch gute Weichenstellungen in die Lage zu versetzen, ihrem Auftrag nachzukommen und den Menschen vor Ort ein gutes kirchliches Angebot machen zu können“, so Dr. Crystall – dies soll auch angesichts von zukünftig nach Vorgaben der Landeskirche voraussichtlich langfristig 30 statt 50 Vollzeitstellen (wie noch 2009) für Pastorinnen und Pastoren im Kirchenkreis realistisch bleiben. „Wir bleiben mit diesen Pfarrstellen für Dithmarschen im historischen Mittel der letzten 100 Jahre.“ Derzeit hat der Kirchenkreis 43 Pfarrstellen.    

Zum Konzept gehöre es, Lasten, aber auch Möglichkeiten und Chancen gleichmäßig zu verteilen, ohne dass Sieger oder gar Verlierer aus diesem Prozess hervorgegangen seien. „Mit diesem Ziel vor Augen haben wir in den vergangenen zwei Jahren die Gemeinden, die vor Ort eigenständig bleiben werden, intensiv eingebunden und im Rahmen des Beteiligungsverfahrens gemeinschaftlich und im Konsens einen Weg in die Zukunft entwickelt“, sagte Dr. Crystall. Während in vielen anderen Kirchenkreisen beispielsweise eine Pfarrstelle für 3000 bis 3500 Gemeindeglieder zuständig sei, „haben wir in Dithmarschen zukünftig 2000 bis 2400 Gemeindeglieder je Pfarrstelle – das macht das kirchliche Leben vor Ort attraktiv, bunt und vielfältig, stellt aber auch attraktive und gestaltbare Arbeitsbedingungen für Pastorinnen und Pastoren dar“. Der Propst weiter: „Gemeinsam mit den Gemeinden haben wir etwas hinbekommen, was gut zu Dithmarschen passt und vor Ort abgeklärt wurde. Weil wir übergemeindliche Stellen konsequent abgebaut und Diakone und Gemeindepädagogen gefördert haben, stärken wir die Gemeinden vor Ort mindestens für das nächste Jahrzehnt. Wir als Kirchenkreis Dithmarschen bemühen uns sehr um eine umfassende kirchliche Versorgung!“ Eine enge Verzahnung von Haupt- und gestärktem Ehrenamt sorge in Dithmarschen für fruchtbare, kreative und unterstützende Arbeit. Dass man zudem lieber in Menschen statt in Gebäude investiere, sei klar: „Für uns als Kirchenkreis steht eine sinnvolle Nutzung oder Bewirtschaftung unserer Gebäude im Fokus. Sie sollen Ertrag bringen statt Kosten produzieren.“  

Das passt zur Ausrichtung des Haushalts für 2021, der natürlich die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren bekommt, wie Torben Lüdke als Kämmerer im Kirchenkreis den Synodalen darlegte. Erträgen von 22,16 Mio. Euro stehen Ausgaben in Höhe von 23,49 Mio. Euro gegenüber: „Das Defizit entspricht in etwa dem, was der Kirchenkreis konservativen Schätzungen zufolge an Kirchensteuer-Mindereinnahmen zu erwarten hat, nämlich ein Minus von 1,24 Mio. Euro“, sagte Lüdke. Dies sei ein schmerzhafter Einschnitt. Dabei habe Kirche gerade in der Krise bewiesen, wie wichtig sie für die Menschen und die Gesellschaft sei und wie nah und hilfreich auch ihre digitalen Angebote mittlerweile seien. Gleichwohl habe man schon vor der Pandemie im Wissen um bevorstehende schlechter werdende Zeiten entsprechend gewirtschaftet und außerdem von einer starken Konjunktur profitiert. Dieses umsichtige Handeln gibt dem Kirchenkreis jetzt Zeit, sich strukturell in den nächsten zwei bis drei Jahren auf die zu erwartenden Gegebenheiten einzustellen. Auch wolle man weder zu einer bedingungslosen Einsparkultur übergehen noch am dringend benötigten Personal sparen. Lüdke: „Stattdessen wollen wir unter anderem mit dem betriebswirtschaftlichen Knowhow unserer eigenen Mitarbeiter die Ertragsseite stärken.“ Als Beispiele nannte Lüdke die kirchenkreiseigenen Gesellschaften für Immobilien oder IT.  

Dies sieht auch Propst Dr. Crystall so: „Es gibt aktuell keinen Anlass für eine durch Corona bedingte finanzielle Schreckstarre. Wir müssen uns die Finanzen genau angucken und überprüfen. Dabei dürfen wir aber nicht von Angst gesteuert sein. Wir müssen sparsam sein, ohne die Sparkeule zu schwingen – damit werden wir gewiss gut durch diese Krise kommen.“ Auch hier gelte, dass man auf Kirchenkreisebene bewusste Einsparungen vorgenommen habe, um die Gemeinden vor Ort zu stärken.  

Die Synode folgte den Ausführungen und verabschiedete den Haushalt 2021, den Pfarrstellenplan und das Entwicklungskonzept einstimmig.