Neuigkeiten Veröffentlicht von Jan-Ole Claussen am Sonntag, 3. Oktober 2021, 14:58 Uhr
Wesselburen – Bischof Gothart Magaard, Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht und viele weitere Gäste betonten heute beim Landeserntedankfest in der Wesselburener St. Bartholomäus-Kirche, dass unsere Landwirtschaft verlässliche und auskömmliche Rahmenbedingungen braucht.
In seiner Predigt sagte Bischof Magaard, der heutige Tag sei ein Grund zur Freude: „Wie sehen die reiche Ernte in der Vielfältigkeit der Farben und Früchte.“ Dafür könne man dankbar sein. Man könne aber auch für viel mehr dankbar sein, beispielsweise auch dafür, dass gerade in Schleswig-Holstein soviel regenerativer Strom erzeugt werde. „Einmal im Jahr bewusst innezuhalten und Gott für seine Gaben zu denken, ist eine gute Tradition“, sagte Magaard. Dabei sie eine gute Ernte nicht selbstverständlich, erst recht dann nicht, „wenn wir nur daran denken, dass weltweit viele Menschen unter Hunger leiden“. Gerade hierzulande möge man daher „nicht nur auf das schauen, was gerade nicht da ist, sondern auf das, was eben da ist – und es mit anderen teilen“.
Zugleich ging Bischof Magaard auf die Herausforderungen für die Landwirtschaft ein, dass der Markt gute, aber auch günstige Produkte fordere: „Bei manchen Produkten rechnet sich das schon lange nicht mehr.“ Weiter sagte Magaard: „Wir als Verbraucher müssen unsere Verantwortung sehen. Was wir auf und in den Märkten vorfinden, hat seinen Preis und braucht seinen Preis.“ Seitens der Verbraucher sei zudem ein bewusster und wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln gefragt: „Es wird zuviel weggeschmissen.“
In puncto Tierwohl und Naturschutz müsse es gelingen, Lösungen zu erarbeiten, die für die Landwirte umsetzbar seien. Magaard zeigte sich dankbar, dass es in Schleswig-Holstein gelungen sei, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und nach drei Jahren konstruktiver Arbeit 24 verbindliche Thesen entstanden seien. „Ich wünsche mir, dass dieser Prozess weitergeht und zu guten Lösungen führt, auf Landes- wie auf Bundesebene.“
Minister Jan Philipp Albrecht sagte in seinem Grußwort: „Erntedank bedeutet für mich Wertschätzung der Landwirtinnen und Landwirte und der Ressourcen, von denen wir leben. Mit unserer Kampagne „ErnteKunst“ haben wir die Erträge der Landwirtinnen und Landwirte ins Licht gerückt, damit wir landwirtschaftliche Produkte wieder wahrnehmen und uns so bewusst machen, wie wichtig Landwirtschaft im Einklang mit der Natur ist. Gleichzeitig müssen Landwirtinnen und Landwirte von ihrer Arbeit auch den eigenen Tisch decken können. Erntedank – das bedeutet für mich daher Wertschätzung von Natur und Mensch.“
Sina Kruse und Kai Eggers, Vorsitzende der Landjugend Wesselburen, hatten zuvor ebenfalls betont, „dass Wertschöpfung und Wertschätzung essentiell“ seien: „Wir begrüßen eine auf Tierwohl ausgerichtete Tierhaltung, wünschen uns aber auch die Bereitschaft des Verbrauchers, dafür einen Mehrpreis zu zahlen.“ Verbraucher sein, sei nicht schwer – „Landwirt sein, dagegen manchmal sehr!“ Was gerade die jungen Landwirtinnen und Landwirte bräuchten, sei längerfristige Planungssicherheit. „Hier wünschen wir uns seitens der Politik, aber auch seitens der Verbraucher mehr Stärkung.“
Landespastor Heiko Naß wies auf die Aktion Brot für die Welt hin und hob hervor, dass gerade die Pandemie schwerwiegende Folgen habe: „9,9 Prozent der Menschen weltweit sind unterernährt – die Zahl der an Hunger leidenden Menschen ist absolut und proportional gestiegen.“ Es seien global enorme Anstrengungen nötig, um hier gegenzusteuern und um eine gerechtere Verteilung von Lebensmitteln zu erreichen.
Pastor Klaus Struve, der den Gottesdienst gemeinsam mit Pastorin Simone Fucker gestaltet hatte, dankte allen am Gottesdienst beteiligten Helfern, vor und hinter den Kulissen: unter anderem den Landfrauen für die Dekoration des Altarraumes, der Landjugend für die Erntekrone, mehreren Landwirten aus der Umgebung für die Erntegaben, dem Musikzug Wesselburen für ein spontanes Konzert vor dem Gottesdienst, Kantor Gunnar Sundebo für seine wunderbare Musik und vielen mehr.