# Neuigkeiten Veröffentlicht von Jan-Ole Claussen am Donnerstag, 28. Oktober 2021, 08:47 Uhr
Albersdorf (joc) Ob nun sie seinetwegen Pastorin oder er ihretwegen Pastor geworden ist, oder ob das Landeskirchenamt ihn nur deswegen zum Pastor gemacht hat, weil seine Frau so gute Noten hatte – darüber werden Anke und Eckhard Berndt auch in Zukunft noch gut und gern diskutieren können, immer mit einem Schmunzeln und vor allem ab dem kommenden Sonntag (31. Oktober) mit ganz viel Zeit: Am Reformationstag wird das Albersdorfer Pastorenehepaar von Propst Dr. Andreas Crystall und der stellvertretenden Pröpstin Astrid Buchin in den Ruhestand verabschiedet und von seinen Aufgaben entpflichtet.
Sie kennen sich schon aus dem Theologiestudium in Berlin und Kiel, als sie in der Freizeit lieber Schach spielten und einander besser kennenlernten, anstatt Tutorien vorzubereiten. Und während Eckhard Berndt sein Vikariat zunächst im damaligen Kirchenkreis Lauenburg begann, war es nur eine Frage der Zeit, bis es ihn ebenfalls nach Travemünde zog -dorthin, wo seine Anke bereits Vikarin war. Ihre erste gemeinsame Pfarrstelle führte sie 1986 nach Pahlen an die Eider, es folgte 1990 der Umzug nach Albersdorf – seitdem sind sie hier als Pastorenehepaar engagiert. Nun, mehr als drei Jahrzehnte später, beginnen sie hier ihren Ruhestand, bleiben auch in ihrem schönen Haus wohnen und Albersdorf treu. „Darüber sind wir froh und glücklich, denn wir leben gern hier“, sagen Anke und Eckhard Berndt. Worüber sie auch froh sind: dass sie nie gemeinsam predigen mussten, „denn das läuft nicht, wir ticken ganz anders“, so Eckhard Berndt. Das ist nicht bös gemeint: Beide haben ihre Schwerpunkte gesetzt, beide ergänzen einander. Das war schon in Pahlen so, als sie gemeinsam durch die dunkle Nacht spazierten und die Sonntagspredigt besprachen. Das ging gut, sie sind einander gute Ratgeber.
Das ist bis heute so geblieben, ebenso wie ihre Grundwerte von Vielfalt, Kontinuität und Aufrichtigkeit. „Unser Ziel war es immer, dass wir authentisch bleiben und uns nicht verbiegen“, erzählt Eckhard Berndt, „gleichwohl war uns auch immer an einem freundlichen und harmonischen Miteinander mit der Gemeinde gelegen“. Zeit zu haben für die Menschen, ihnen zuhören zu können, sie kennenzulernen und dabei auch selbst kennengelernt zu werden – das hat sie angetrieben: „Und wenn die Leute nicht zu einem kommen, war es eben unsere Aufgabe, zu den Menschen zu gehen. Gemeindearbeit ist Beziehungsarbeit, das ist auch nicht immer leicht“, sagen beide.
In ihrer Arbeit hat Anke Berndt einen Schwerpunkt auch auf Verwaltung und Organisation gelegt, insbesondere für die Albersdorfer Kitas, war in der Kirchenkreis-Synode aktiv, etwa im Finanzausschuss und im Kirchenkreisrat, hat an den Vorüberlegungen zur Gründung des Kitawerkes mitgewirkt, war ein paar Jahre Stellvertreterin des Propsten – und seit 2007 Pastorin auch in Süderholm. „Das hat mir noch einmal neue Horizonte eröffnet und neue Möglichkeiten gegeben, dort konnte ich mehr ausprobieren und mehr ich selbst sein“, sagt Anke Berndt. Ihr Mann hat es ähnlich empfunden, als er seit 2001 neben den Norddörfern auch für die seelsorgerliche Betreuung der Gemeinde Schafstedt zuständig war, „was aber immer auch eine besondere logistische Herausforderung war: Alles wurde doppelt gemacht, ob nun Konfirmandenunterricht, Klönnachmittag oder der Weihnachtsgottesdienst“, so Eckhard Berndt.
Beide gehen mit einem weinenden und lachenden Auge, freuen sich auf die gewonnene Zeit, blicken dankbar zurück: „Wir mochten unsere Gemeinden und waren gern für die Menschen da!“
Neu in der Gemeinde ist nun Pastor Moritz Keppel (32), der schon nach wenigen Wochen sagen kann: „Meine Frau und ich sind in Albersdorf und in der Kirchengemeinde warm und herzlich begrüßt und aufgenommen worden.“ Der in Kiel geborene und in Schönberg aufgewachsene Keppel hat in Kiel, Tübingen und Durham (England) studiert und sein Vikariat in Klein Nordende absolviert. Nun also in Albersdorf die erste Pastorenstelle.
„Ich freue mich sehr darauf, auch weil ich Dithmarschen so gern mag. Es ist landwirtschaftlich und ländlich geprägt, hat seinen Stolz und die Nähe zur Nordsee, das gefällt uns“, so Keppel. Und besonders freut ihn, der 15 Jahre lang einen Pfadfinderstamm geleitet hat, dass auch in Albersdorf aktive Pfadiarbeit stattfindet. Neben der Jugendarbeit setzt er viele Schwerpunkte in seiner Arbeit, rückt Teamarbeit in den Fokus und Multiprofessionalität, hat Freude an Predigttexten und fragt sich bei jedem Gottesdienst („am liebsten mit vielen und für viele!“), ob er seine Gottesdienstbesucher auch wirklich erreicht, und zwar über alle Altersgrenzen hinweg. „Ich möchte die Menschen gern mitnehmen“, sagt Keppel, für den die Kirchengemeinde grundsätzlich ein Ort ist, an dem jung und alt zusammenkommen können. „Der Austausch der Generationen ist wichtig“, findet er, „und Kirche muss Begegnungsorte schaffen, wo Menschen gesehen und gehört werden“.
Auch ein peppig und mit guter Musik unterlegter kompakter Onlinegottesdienst kann dabei helfen, nicht nur in Corona-Zeiten. Gleichwohl: „Der persönliche Kontakt steht über allem, das kann kein digitales Format ersetzen.“