Kirchenkreis verabschiedet Konzept „2030“

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Veröffentlicht von Jan-Ole Claussen am Samstag, 23. Januar 2021, 15:25 Uhr

Meldorf – Am heutigen Sonnabend (23. Januar 2021) hat die Synode des Kirchenkreises Dithmarschen ihre erste volldigitale Tagung abgehalten. Per Videokonferenz kamen die 77 Synodalen zusammen, nachdem es in den vergangenen Wochen schon einen digitalen Testlauf und eine digitale Vorsynode gegeben hat. „Wir sind mit dem Verlauf und diesem neuen Format sehr zufrieden“, zieht Synodenpräses Sonja Keck ein positives Fazit, „denn die Technik ermöglicht es uns, trotz der Pandemie zusammenzukommen und die Entwicklung unseres Kirchenkreises durch wegweisende Beschlüsse weiter voranzubringen.“ Ein großes Dankeschön gelte in diesem Zusammenhang der IT-Abteilung des Rentamtes, die die Digitalisierung der Synode reibungslos realisiert hat. 

Für Propst Dr. Andreas Crystall ist es ein „Geschenk, dass wir trotz der Kontaktbeschränkungen und angesichts lokaler Sehnsucht nach Gemeinschaft auf diesem Wege beisammen sein können, wenn auch räumlich getrennt“.

Es sei großartig zu sehen, dass ausgerechnet der kleinste Kirchenkreis der Nordkirche diesen Weg konsequent, professionell und zukunftsgewandt gehen könne.  

Inhaltlich haben sich die Synodalen auf ihrer Tagung vor allen mit dem Beteiligungsverfahren „2030“ auseinandergesetzt, welches im Kirchenkreis bereits 2019 angeschoben wurde. Seitdem haben zahlreiche Themenkonferenzen in den sechs Dithmarscher Kirchspielen stattgefunden – heute wurde das Konzept von der Synode beschlossen und kann nun für die Zukunft umgesetzt werden kann.

Mit diesem umfassenden Konzept bis 2030, so Dr. Crystall, werde sich der Kirchenkreis den anstehenden Herausforderungen stellen. Dazu zählen der demografische Wandel, die Mitgliederentwicklung und der Fachkräftemangel, insbesondere auch auf pastoraler Ebene. „Wir stehen vor einer Pensionierungswelle in den Reihen der Pastorinnen und Pastoren. Auch werden uns weniger Gelder zur Verfügung stehen.

Ziel ist es trotzdem, unsere 29 Kirchengemeinden durch strategisch gute Weichenstellungen in die Lage zu versetzen, ihrem Auftrag nachzukommen und den Menschen vor Ort ein gutes kirchliches Angebot machen zu können“, so Dr. Crystall – dies soll auch angesichts von zukünftig nach Vorgaben der Landeskirche voraussichtlich langfristig 30 statt 50 Vollzeitstellen (wie noch 2009) für Pastorinnen und Pastoren im Kirchenkreis realistisch bleiben. „Wir bleiben mit diesen Pfarrstellen für Dithmarschen im historischen Mittel der letzten 100 Jahre.“ Derzeit hat der Kirchenkreis 43 Pfarrstellen.    

Zum Konzept gehöre es, Lasten, aber auch Möglichkeiten und Chancen gleichmäßig zu verteilen, ohne dass Sieger oder gar Verlierer aus diesem Prozess hervorgegangen seien. „Mit diesem Ziel vor Augen haben wir in den vergangenen zwei Jahren die Gemeinden, die vor Ort eigenständig bleiben werden, intensiv eingebunden und im Rahmen des Beteiligungsverfahrens gemeinschaftlich und im Konsens einen Weg in die Zukunft entwickelt“, sagte Dr. Crystall. Während in vielen anderen Kirchenkreisen beispielsweise eine Pfarrstelle für 3000 bis 3500 Gemeindeglieder zuständig sei, „haben wir in Dithmarschen zukünftig 2000 bis 2400 Gemeindeglieder je Pfarrstelle – das macht das kirchliche Leben vor Ort attraktiv, bunt und vielfältig, stellt aber auch attraktive und gestaltbare Arbeitsbedingungen für Pastorinnen und Pastoren dar“. Der Propst weiter: „Gemeinsam mit den Gemeinden haben wir etwas hinbekommen, was gut zu Dithmarschen passt und vor Ort abgeklärt wurde. Weil wir übergemeindliche Stellen konsequent abgebaut und Diakone und Gemeindepädagogen gefördert haben, stärken wir die Gemeinden vor Ort mindestens für das nächste Jahrzehnt. Wir als Kirchenkreis Dithmarschen bemühen uns sehr um eine umfassende kirchliche Versorgung!“ Eine enge Verzahnung von Haupt- und gestärktem Ehrenamt sorge in Dithmarschen für fruchtbare, kreative und unterstützende Arbeit. Dass man zudem lieber in Menschen statt in Gebäude investiere, sei klar: „Für uns als Kirchenkreis steht eine sinnvolle Nutzung oder Bewirtschaftung unserer Gebäude im Fokus. Sie sollen Ertrag bringen statt Kosten produzieren.“  

Das passt zur Ausrichtung des Haushalts für 2021, der natürlich die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren bekommt, wie Torben Lüdke als Kämmerer im Kirchenkreis den Synodalen darlegte. Erträgen von 22,16 Mio. Euro stehen Ausgaben in Höhe von 23,49 Mio. Euro gegenüber: „Das Defizit entspricht in etwa dem, was der Kirchenkreis konservativen Schätzungen zufolge an Kirchensteuer-Mindereinnahmen zu erwarten hat, nämlich ein Minus von 1,24 Mio. Euro“, sagte Lüdke. Dies sei ein schmerzhafter Einschnitt. Dabei habe Kirche gerade in der Krise bewiesen, wie wichtig sie für die Menschen und die Gesellschaft sei und wie nah und hilfreich auch ihre digitalen Angebote mittlerweile seien. Gleichwohl habe man schon vor der Pandemie im Wissen um bevorstehende schlechter werdende Zeiten entsprechend gewirtschaftet und außerdem von einer starken Konjunktur profitiert. Dieses umsichtige Handeln gibt dem Kirchenkreis jetzt Zeit, sich strukturell in den nächsten zwei bis drei Jahren auf die zu erwartenden Gegebenheiten einzustellen. Auch wolle man weder zu einer bedingungslosen Einsparkultur übergehen noch am dringend benötigten Personal sparen. Lüdke: „Stattdessen wollen wir unter anderem mit dem betriebswirtschaftlichen Knowhow unserer eigenen Mitarbeiter die Ertragsseite stärken.“ Als Beispiele nannte Lüdke die kirchenkreiseigenen Gesellschaften für Immobilien oder IT.  

Dies sieht auch Propst Dr. Crystall so: „Es gibt aktuell keinen Anlass für eine durch Corona bedingte finanzielle Schreckstarre. Wir müssen uns die Finanzen genau angucken und überprüfen. Dabei dürfen wir aber nicht von Angst gesteuert sein. Wir müssen sparsam sein, ohne die Sparkeule zu schwingen – damit werden wir gewiss gut durch diese Krise kommen.“ Auch hier gelte, dass man auf Kirchenkreisebene bewusste Einsparungen vorgenommen habe, um die Gemeinden vor Ort zu stärken.  

Die Synode folgte den Ausführungen und verabschiedete den Haushalt 2021, den Pfarrstellenplan und das Entwicklungskonzept einstimmig.